Erste Projekterfolge: Deutsch-dänische Jugend gestaltet gemeinsame Zukunft

Vor knapp 90 Teilnehmern stellten jeweils eine Schul- bzw. Kursklasse der César-Klein-Schule Ratekau, der Wagrienschule Oldenburg in Holstein sowie des Gymnasiums am Mühlenberg Bad Schwartau  ihre Projektergebnisse und somit Vorschläge für ein zukünftiges Zusammenwachsen der deutsch-dänischen INTERREG-Region den Mitschülern, Lehrkräften, Eltern, Regionalvertretern und der Presse am 01. Dezember im Eutiner Kreishaus vor. Zu den Gästen gehörten u.a. Landrat Reinhard Sager (Ostholstein), der INTERREG-Ausschussvorsitzende Peter Sönnichsen, Ratekaus Bürgermeister Thomas Keller, Oldenburgs Verwaltungschef Martin Voigt sowie 16 weitere Kreistagsabgeordnete und Kommunalvertreter.

Gruppenbild

Peter Sönnichsen zeigte sich von den Präsentationen sehr angetan – insbesondere von „… der Begeisterung der jungen Menschen für den Europäischen Gedanken, der in allen Projekten immer wieder zum Ausdruck kam. Man hat bei jedem einzelnen Projekt gesehen, wie die jungen Leute es genossen haben mit den Dänen zusammenzukommen und darin liegt auch die Zuversicht, dass das seine Fortsetzung findet. Denn nur, wenn wir miteinander reden und auch am Rande der Projekte zusammenkommen, dann wird es auch gelingen, dass wir mehr für die europäische Zusammenarbeit erreichen können“.

Herr Sönnichsen zeigt sich auch sehr zuversichtlich, dass die oder andere Projektidee auch umgesetzt werden kann und empfahl, INTERREG-Projektanträge zu stellen. „Die Umsetzbarkeit wird natürlich noch der schwierigste Punkt sein, wenn die Projektanträge gestellt werden. Aber so wie die Gedanken dargelegt sind und wie es scheint, dass die Umsetzung schon sehr weit in den Köpfen geplant ist, da sehe ich auch gute Chancen für die Realisierung. Ich bin absolut begeistert.“

Thomas Keller sah in dem Projekt einen tollen Brückenschlag zwischen den Menschen innerhalb der INTERREG-Region. Das Projekt sei vorbildlich, weil es von den deutsch-dänischen Jugendlichen selbst gestaltet wurde. Herr Keller zeigte sich begeistert davon, “… dass man sich zusammengesetzt und Ideen gemeinsam entwickelt hat und jetzt bestrebt ist, das Ganze auch mit Leben zu erfüllen“

Martin Voigt sah gute Realisierungschancen der Projektideen:  „Das waren keine Utopien, sondern machbare Dinge, die sinnvoll und interessant sind und die zu Begegnungen und Austausch führen. Ich würde mir wünschen, dass alle umgesetzt werden. Tolle Jugendliche, die sich sehr viele Gedanken gemacht haben, auch wenn man die Details der Ausarbeitungen gesehen hat, und die ihre Arbeitsergebnisse hier auf einer anerkennenswerten Art und Weise  präsentiert haben. Alle Achtung“

Teilnehmer

Zuvor führten die Schüler/-innen gemeinsame Projekttage mit ca. 75 dänischen Schüler/-innen der Ribe Katedralskole, der Kulsbjergskole Stensved sowie Faellesskolen Favrdal Fjelstrup aus Haderslev  durch. Dabei lernten sie die unterschiedlichen Kulturen, Werte und Lebensstile kennen. Neben der Förderung des interkulturellen Verständnisses entwickeln sie aber auch gemeinsame Visionen und Konzepte für ein zukünftig grenzübergreifendes Zusammenleben und praktizieren dabei das, was vielerorts nur gefordert wird: Jugendbeteiligung.

Dabei entwickelten die Schüler/-innen Wege für ein zukünftiges Zusammenwachsen der INTERREG-Region und beantworteten somit die Fragen, ob (warum) und wie wir zukünftig im Sinne einer gemeinsamen Region zusammenwachsen möchten. Welche Vor- und Nachteile bietet das Zusammenwachsen? Wie kann eine gemeinsame Identität geschaffen, das interkulturelle Verständnis gefördert und ein Wir-Gefühl entwickelt werden? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigten sich die Schüler/-innen in Gruppenarbeit (4 – 6 Schüler/-innen) intensiv und entwickelten dabei eigene Lösungen durch Einsatz des Vernetzten Denkens und dabei speziell der Qualitativen Ursache-Wirkungsmodellierung mit dem iMODELER.

Die erstellten Denkmodelle wurden auf der Projektwebsite (www.future-models.com) dokumentiert und veröffentlicht.

Anhand der Modelle haben die Schüler/-innen den Zweck einer gemeinsamen, grenzübergreifenden Region kritisch reflektiert und dabei ihre Argumente (Pro und Kontra) zusammengetragen, gewichtet und ausgewertet. Die Modelle zeigen z.B., wie wichtig es den Schüler/-innen ist, sich innerhalb der Grenzregion frei bewegen, niederlassen und später auch studieren und arbeiten zu können. Zudem haben sie Themen wie Wirtschaft, Lebensqualität, Verteidigung und Sicherheit behandelt. Und was hat eine grenzübergreifende Region eigentlich mit Friedenssicherung zu tun?

Nach der Beantwortung der Frage, ob wir zukünftig im Sinne einer gemeinsamen Region zusammenwachsen möchten, ging es anschließend um das WIE? Um das interkulturelle Verständnis und ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu fördern, sind aus Sicht der Schüler/-innen viele persönliche Begegnungen z.B. zwischen Jugendlichen wichtig. Um dies zu erreichen, entwickelten die Schüler/-innen verschiedene konkrete Maßnahmen und berücksichtigten dabei auch Finanzierungs- und Umsetzungskonzepte.

Bei vielen Schüler/-innen standen sportliche Aktivitäten im Mittelpunkt. Sport verbindet bekanntlich über alle Grenzen hinweg. Hierfür wurden u.a. grenzübergreifende Sportevents und gemeinsame Sportturniere zwischen Sportclubs aber auch an den Schulen angeregt.

Um regelmäßige Begegnungen zwischen Jugendlichen zu ermöglichen, wurde die Einrichtung von grenzübergreifenden Sportligen angeregt. Um unabhängiger von den bereits bestehenden Sportverbänden agieren zu können, wurde die Gründung eigener INTERREG-Ligen durch die Schulen vorgeschlagen. So könnten z.B. die Schulen den Punktspielbetrieb zwischen den Schulteams nach Altersgruppen organisieren und an 4-5 Wochenenden im Jahr durchführen. Vorgeschlagen wurde mit Volleyball zu starten, da diese Sportart genderübergreifend gespielt werden kann, und später weitere Sportarten aufzunehmen.

Präsentation einer Projektidee

Zur Förderung des interkulturellen Austausches zwischen Jugendlichen wurden Austauschprogramme für Schüler/-innen aber auch für Lehrkräfte vorgeschlagen. Ebenso Klassenfahrten und Tagesausflüge in die Nachbarregion. Letzteres griffen die beteiligten Lehrkräfte direkt auf und vereinbarten erste Treffen im Neuen Jahr.

Zudem wurden bessere Sprachkenntnisse als Grundvoraussetzung für den interkulturellen Austausch gefordert. Englisch sollte als Fremdsprache (insbesondere an den deutschen Schulen) viel früher an den Schulen und möglichst bereits in den Kindergärten vermittelt werden. Ebenso sollten Deutsch- und Dänisch-Kurse an den Schulen angeboten werden.

Als weiteres Beispiel für die entwickelten Maßnahmen sind grenzübergreifende Musik- und Kochfestivals zu nennen. Die jährlichen Großevents sollten an wechselnden Orten stattfinden und durch INTERREG unterstützt werden. Bei den Events sollte der Spaß im Vordergrund stehen und der interkulturelle Austausch somit völlig zwanglos erfolgen.

Gleiches gilt auch für die vorgeschlagenen Sprach- und Jugendcamps. Die deutsch-dänischen Sprachcamps beinhalten ausschließlich gemeinsame Freizeitaktivitäten und sollen im Sommer direkt auf Campingplätzen in Strandnähe stattfinden und zwar an wechselnden Orten z.B. im ersten Jahr in Dänemark (Naturstrand), im zweiten Jahr in Schleswig-Holstein (Steilküste) und im dritten Jahr verreisen die deutsch-dänischen Jugendlichen gemeinsam in ein anderes EU-Land, um dort gemeinsam u.a. andere Kulturen kennenzulernen.

Die einwöchigen, deutsch-dänischen Jugendcamps sehen hingegen ein festes Programm vor. So sind vier verschiedene Workshops in einer Jugendherberge in Grenznähe geplant – ebenso ein Freizeit- (Sportaktivitäten) und Abendprogramm (Kino, Lagerfeuer & Kochen). Der erste Workshop „Sprachaustausch“ ist für alle verpflichtend. Hierbei geht es darum, die Nachbarsprache zu erlernen und auch die Englisch-Kenntnisse aufzufrischen. Die weiteren Workshops können ausgewählt werden. Zur Auswahl stehen z.B. die Themen „Erneuerbare Energien und Wirtschaft“, „Umwelt“ sowie „Kunst & Kultur“. Beim Letzteren können z.B. gemeinsame Theaterstücke entworfen und zum Abschluss des Camps aufgeführt oder auch gemeinsam musiziert, Musikmusik-Videos oder Filme erstellt werden.

Desweiteren wurde die Gründung eines deutsch-dänischen Sport-Internats und einer INTERREG- Højskole bzw. Efterskole vorgeschlagen. Das Sport-Internat beinhaltet die 3-jährige, gymnasiale Oberstufe. In gemischten Klassen lernen die deutsch-dänischen Jugendlich mit- und voneinander. Die erste Sprache bleibt jeweils die Muttersprache. Der gemeinsame Unterricht findet auf Englisch statt. Zudem erlernen die Schüler/-innen die jeweilige Nachbarsprache als 3. Sprache.

Bei der INTERREG-Højskole (Efterskole) dienten die skandinavischen Volkshochschulen, die mit einer deutschen VHS nur den Namen teilen, als Vorbild. Die Højskoles werden staatlich gefördert. Sie müssen mindestens 28 Stunden pro Woche unterrichten, und die Inhalte müssen allgemeinbildend sein - ansonsten sind die Schulen unabhängig. Üblicherweise laufen die Bildungsangebote (ohne Benotung) 6 Monate, die die Jugendlichen in der Zeit zwischen Schulabschluss und Beginn des Studiums freiwillig nutzen. Die Teilnahmegebühr beinhaltet Kost, Logis, Unterricht und Aufenthalt im Internat. Die Idee der Schüler/-innen bestand nun darin, die bestehende Infrastruktur der Højskoles in der Grenzregion zu nutzen, um dort ein mehrwöchiges INTERREG-Programm in der Ferienzeit anzubieten. Angesprochen werden sollten deutsch-dänische Jugendliche (16 – 18 Jahre), die Interesse an einem interkulturellen Austausch haben und sich sprachlich (deutsch, dänisch und englisch) weiterentwickeln möchten.

Und schließlich wurden zur Umsetzung der oben genannten Maßnahmen bessere, interregionale ÖPNV-Verbindungen (Bus- und Bahnverbindungen) gefordert. Die bestehenden, vergünstigten Sondertickets wie z.B. das Grenzkieker- oder Fehmarnbelt-Ticket müssen ausgebaut werden, um möglichst die gesamte INTERREG-Region abzudecken. Zudem sind die Fahrpläne besser aufeinander abzustimmen.

Diese und viele weitere Maßnahmen finden Sie in den Modellen der Schüler/-innen auf  der Projektwebsite (www.future-models.com).

Die Schüler/-innen wollen mit ihren Ideen wichtige Impulse für eine öffentliche Debatte in der INTERREG-Region geben und wünschen sich, dass diese nicht nur Gehör finden sondern auch aufgegriffen und umgesetzt werden.

Feedback von Herr Sönnichsen

Und dies ist im Rahmen der Ergebnispräsentation in Eutin in beeindruckender Weise gelungen. Herr Peter Sönnichsen rief in seiner Funktion als INTERREG-Ausschuss-Vorsitzender die Schulen dazu auf, Förderanträge beim INTERREG-Sekretariat zur Umsetzung der Ideen zu stellen. Sibylle Kiemstedt vom Fachdienst Regionalplanung des Kreises Ostholstein zeigte sich ebenfalls angetan von der Präsentation:  "Es hat mich sehr beeindruckt, zu sehen, wie ideenreich und konkret die entwickelten Konzepte der Schülerinnen und Schüler waren. Mit wie viel Freude und Offenheit Jugendliche sich hier begegnet sind und gemeinsam ganz praktische Lösungen entwickelt haben, finde ich sehr überzeugend. Da es sich überwiegend um kleinere Projekte und überschaubare Konzepte handelt, könnten einige der präsentierten Ideen vielleicht als Mikroprojekte z.B. über laufende INTERREG-Projekte wie kultKIT finanziert werden.“

Auch die Bürgermeister der Gemeinde Ratekau und der Stadt Oldenburg i.H. sowie weitere Kreistagsabgeordnete ermutigten die Schüler/-innen dazu, ihre Ideen möglichst schnell durch die Unterstützung durch INTERREG und des Kreises anzugehen und sicherten ihre Unterstützung zu.

Begeistertes Publikum

Hiervon zeigten sich die Schulen wiederum begeistert. "Wir sind so stolz auf unsere Schüler/-innen. Sie haben nicht nur erstmalig gemeinsame Zukunftsvisionen mit der dänischen Partnerschule innerhalb von nur 2 Tagen in einer fremden Sprache entwickelt, sondern diese auch anschließend vor großem Publikum vorgestellt. Diese Form der Jugendbeteiligung war völlig neu für sie. Dass die Regionalvertreter nun auch noch gute Chancen auf Realisierung der Vorschläge sehen, rundet die Projektwoche endgültig ab. Ein tolles Vorgehen mit Ergebnissen, die wirklich alle begeistern. Wir freuen uns auf mehr. " Kristina Depenau, Wagrienschule Oldenburg i.H.

"Anfangs standen wir, meine Kollegin Frau Bremer und ich, dem Projektvorhaben interessiert, allerdings ein wenig skeptisch gegenüber. Wenn man dann erlebte, wie zügig die deutschen und dänischen Schülerinnen und Schüler sich intensiv austauschten, ob in Englisch, Dänisch, Deutsch oder in Zeichensprache, weil sie an einem Projekt gemeinsam arbeiteten, war dies ein Erfolg. So entwickelten sie eigene Konzepte für ein stärkeres Zusammenleben in und gemeinsame Erlebnisse der INTERREG-Region. Der rege Austausch fand auch aufgrund des gut gewählten Programms statt. Zudem kam es zu einem guten und engen Kontakt zu den dänischen Lehrerkollegen, der weitergeführt wird. Die anschließende Präsentation vor Regionalvertretern war so überzeugend, dass spontan eine finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt wurde. Wir möchten diesen Weg nun unbedingt fortführen, das eigenständige Handeln und Denken unserer Schüler weiter fördern und sie ermutigen, mithilfe der angebotenen finanziellen Unterstützung ihre Projektvorhaben zu verwirklichen.“ Juliane Bremer und Heiko Kügler, Cesar-Klein-Schule Ratekau

"Im Rahmen unseres WIPO-Kurses behandeln wir das Thema Europa sehr intensiv. Durch die INTERREG-Projektwoche erhielt das Thema einen zusätzlichen, konkreten Praxisbezug und zwar auf regionaler Ebene. Für die Schüler/-innen wurde es direkt erlebbar. Gleiches gilt für das Thema Jugendbeteiligung. Die Konzepte  der Schüler/-innen wurden von den Regionalvertretern nicht nur erhört. Vielmehr wurden auch gleich konkrete Wege für eine (Teil)-Umsetzung der Ideen aufgezeigt. Mehr kann man im Rahmen einer Projektwoche nicht wirklich erreichen. Sie war somit eine echte Bereicherung für unsere Schule." Susanne Hoffmann, Gymnasium am Mühlenberg Bad Schwartau

Die nächsten deutsch-dänischen Projekttage werden bereits im Januar 2018 in Lübeck durchgeführt. Die Ergebnispräsentation findet am 26.01.2018 von 10:30 – 12:30 Uhr in der Großen Börse im Lübecker Rathaus statt, zu der wir hiermit alle ganz herzlich einladen möchten.

Insgesamt nehmen 29 Schulen mit ca. 2.880 Schüler/-innen an dem 3-jährigen INTERREG-Projekt teil.

Weiter Informationen zum Projekt

www.future-models.com

Mehr unter: Deutsch-dänische Jugend gestaltet gemeinsame Zukunft

Dieses Projekt wird gefördert mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung

INTERREG

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